Sondertatbestand genehmigt
Start für VAHCOLI
Kühlungsborn, den 18.01.2018
Dreidimensional Wind und Temperatur bis 100 km Höhe mittels multipler Doppler-Lidar zu vermessen ist ein innovatives Vorhaben, das als Sondertatbestand VAHCOLI (englisch für Vertical And Horizontal COverage by LIdar) mit ca. 2 Millionen Euro für 2 Jahre vom Bund und Land Mecklenburg/Vorpommern unterstützt wird. Mit der Entwicklung eines neuartigen, diodengepumpten Alexandritlasers samt hochintegrierter Elektronik und Optik sind erstmals die dazu notwendigen kompakten und automatischen Systeme möglich geworden. Der wissenschaftliche Nutzen besteht in hochauflösenden Messungen, die z.B. eine gezielte Untersuchung von Schwerewellen erlaubt. Nach jahrelangen Vorbereitungen kann nun der Bau beginnen.
Der klassische Nachteil von Lidars besteht darin, dass nur Messungen an einem Ort durchgeführt werden können. Der Projektleiter Dr. Josef Höffner: „Wir möchten diesen Nachteil dadurch beheben, dass wir ein Netzwerk von vier schwenkbaren Systemen installieren, mit dem man einen horizontalen Bereich von mehreren hundert Kilometern abdecken kann. Der Abstand der Systeme ergibt sich aus deren Schwenkbarkeit und aus typischen horizontalen Wellenlängen von Schwerewellen. Damit werden erstmals Temperatur- und Windmessungen im gesamten Höhenbereich der mittleren Atmosphäre ermöglicht, mit denen die dreidimensionale thermische und dynamische Struktur von Schwerewellen zeitaufgelöst mit hoher Genauigkeit erfasst werden kann.“
Die Realisierung dieses Konzeptes beruht auf einer Reihe von neuen technischen Entwicklungen, wie z.B. eines speziellen diodengepumpter Leistungslaser oder hochintegrierter optischer Aufbauten. Die einzelnen Lidars sind vollautomatisch und wartungsarm, so dass sich der personelle Aufwand für den Betrieb in Grenzen hält. Alle wesentlichen Komponenten wurden am IAP in den letzten Jahren entwickelt und getestet, so dass mit dem Bau zügig begonnen werden kann.
„Dieser Sondertatbestand passt hervorragend in das mittelfristige Forschungskonzept des IAP und baut die speziellen Expertisen des IAP auf dem Gebiet der experimentellen Erforschung der mittleren Atmosphäre mit Lidars aus.“, so der IAP-Direktor Prof. Franz-Josef Lübken. „Nur durch die nachdrückliche Befürwortung dieses Vorhabens im Rahmen der hervorragenden Evaluierung des Instituts konnte dieser Sondertatbestand umgesetzt werde. Starttermin ist der 01.01.2018 - auf die ersten Messungen kann man gespannt sein.“
Das Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik (IAP) ist eines der deutschen Zentren für die Erforschung der mittleren Atmosphäre und in weltweite Kooperationen eingebunden. Es hat seinen Hauptsitz im Ostseebad Kühlungsborn, eine Außenstelle in Juliusruh und beteiligt sich maßgeblich an einem Observatorium in Nordnorwegen (ALOMAR). Als An-Institut der Universität Rostock ist das IAP fester Bestandteil des Lehrprogramms in Physik. Am IAP sind ca. 90 Mitarbeiter/innen beschäftigt. Es betreibt eine gleichstellungs- und familienorientierte Personalpolitik und ist durch das Audit "berufundfamilie" zertifiziert.
Kontakt: Direktor Prof. Franz-Josef Lübken luebken@iap-kborn.de